helnwein archive

DER SPIEGEL – 3. August 1981

Aquarell auf dem cover

Hausmitteilung

Aber irgendwie muss es doch so sein, dass in Helnweins Bilder Dinge hineingesehen werden, die nicht vorhanden sind.
Im niederösterreichischen Mödling liess der Bürgermeister von der Gendarmerie ein Helnwein-Bild konfiszieren, auf dem im Schoss einer jungen Frau eine blutende Puppe liegt.
Der Bürgermeister sah statt der Puppe einen "blutspeienden Penis".
Helnwein erklärt diese Reaktion damit: " Meine Darstellungen lösen da offenbar etwas aus, was sich gar nicht auf der Leinwand, sondern in den Köpfen der Leute abspielt.

"Wenn ein Mann über Vergewaltigung schreibt, kann da nur purer Sexismus rauskommen", so und ähnlich reagierten Frauen, die SPIEGEL-Redakteur Hans-Dieter Degler, 32, bei seinen Recherchen für die Titelgeschichte dieses Heftes getroffen hat. Die Skepsis ist verständlich, denn nicht immer lösen Berichte über Vergewaltigungen nur Betroffenheit aus.

Eine heikle Aufgabe daher für das Titelbild-Ressort, das Thema optisch darzustellen.
Damit beauftragt wurde der Wiener Photorealist Gottfried Helnwein, Jahrgang 1948, der schon einmal ein Titelbild für den SPIEGEL gezeichnet hatte (8/1978).
Die österreichische Jugendzeitschrift "Rennbahnexpress" sah damals ein Narben-Antlitz, wo ein schmerzverzerrtes Mädchengesicht zu sehen war, und behauptet sogar: "Tausende Trafikanten (Tabak- und Zeitschriftenhändler) weigerten sich, den SPIEGEL auszuhängen." Was nicht stimmte.

Aber irgendwie muss es doch so sein, daß in Helnweins Bilder Dinge hineingesehen werden, die nicht vorhanden sind.
Im niederösterreichischen Mödling liess der Bürgermeister von der Gendarmerie ein Helnwein-Plakat konfiszieren, auf dem im Schoß einer jungen Frau eine blutende Puppe liegt.
Der Bürgermeister sah statt der Puppe einen "blutspeienden Penis".
Helnwein erklärt diese Reaktionen damit: "Meine Darstellungen lösen da offenbar etwas aus, was sich gar nicht auf der Leinwand, sondern in den Köpfen der Leute abspielt."